Freitag, 17. Juli 2020

Die dümmste Pseudoanwendung der Mathematik

Ich habe ja nun weiß Gott schon viel gesehen und gelesen. Aber sowas wie hier nun doch noch nicht. Das geht nämlich schon gut los:

      Die Abiturienten des Jahrgangs 2020 können stolz auf sich sein:  Sie haben alle 
      eine sehr fundierte und breite Bildung in moderner Mathematik und sie haben alle 
      ihr Können in einer staatlich-zentralen Klausur unter Beweis gestellt.

Ich vermute mal, dass diese Sprache nur aussieht wie Deutsch, denn das, was man hier liest, hat mit der Realität nichts zu tun. Wo sollen sie denn die fundierte Bildung in Mathematik herhaben? Ich will nicht ausschließen, dass sich manche Schüler eine solche im Privatstudium angeeignet haben, aber aus dem Unterricht haben sie eine solche nicht. Und dass man etwas kann, nur weil man eine Prüfung (eventuell mit 0 NP) abgelegt hat, wird auch nur schwer zu belegen sein.

        Diese Mathematik-Kenntnisse haben die Abiturienten jetzt in der Corona-Zeit schon
       anwenden können:

Jetzt bin ich aber mal gespannt. Exponentielles Wachstum und Verdoppelungszeit kann man in 5 Minuten erklären, muss jetzt aber als Alibi für den Pseudomathematikunterricht herhalten. "Zuverlässigkeit von Tests und Verwerfen von Hypothesen" ist, wie man inzwischen weiß, auch für Virologen mindestens so schwierig wie ein Satz mit Verb für Journalisten; Abiturienten haben vom Testen und Verwerfen von Hypothesen keine Ahnung, nicht einmal, wenn es um Binomialverteilung geht.

Aber die folgende Anwendung der Schulmathematik habe ich nicht kommen sehen:

       Flugbahn-Berechnungen von Viren mit Hilfe analytischer Geometrie.

Corona, fürchte ich, ist derzeit nicht unser größtes Problem.




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