Donnerstag, 19. Januar 2023

Digitalexpertin

 Wenn man eine neue Uni gründet, sucht man sich Experten. Die guten Leute haben in der Regel bereits gute Jobs, also muss man vielleicht bereit sein, bei der Qualität einige Abstriche zu machen. Seit einem Jahr, so habe ich gelesen, gibt es die Technische Universität Nürnberg.  Gründungsvizepräsidentin ist Digital-Expertin Isa Jahnke. Digital-Expertin kann man unterschreiben; auf ihrem Blog schreibt sie:

Now, you also find me on Scholar.Social  https://scholar.social/public ,  https://scholar.social/about with  my user name  isaja@scholar.social - joind April 27, 2022. 

I am still on Twitter (isaja), Linkedin (isajahnke) and Instagram (isajahnke2022 - new!) 

Professoren, die so viel Zeit haben, um dieselbe in den asozialen Medien totzuschlagen, haben in der Regel nicht viel auf dem Kasten. Frau Prof. Jahnke ist jedenfalls keine Ausnahme von dieser Regel, wie man an einem einzigen Satz ablesen kann, den sie in einem Interview von sich gegeben hat, in dem sie die Vorzüge digitaler Bildung lobt (Deutschland, so liest man da einmal mehr, hinkt dem Rest der Welt 10 Jahre hinterher):

Damit werden laut Jahnke mit neuen Formaten ganz neue Lernorte denkbar, etwa in der Warteschlange beim Bäcker oder in der Bahn.

 Erstens: Wer glaubt, Kinder würde in der Wartseschlange beim Bäcker ihr Handy zücken und lernen, hat keine Kinder, hat keine Kinder unterrichtet und kennt Pubertiere nicht einmal vom Hörensagen. 

Zweitens: Studiert habende, die meinen, die Warteschlange beim Bäcker sei der richtige Ort, um nachhaltig zu lernen, sollten nicht auf Stellen berufen werden, von denen man irgendetwas über Lernen oder Lehren in die Landschaft krähen darf oder von der Presse gar als Expertin wahrgenommen wird. Aber genau das wird in Deutschland gemacht:

Prof. Dr. Isa Jahnke ist die treibende Kraft hinter dem Aufbau des Lehrens und Lernens an der TU Nürnberg. 

Na dann gute Nacht. 

4 Kommentare:

  1. Jahnkes Worte machen mich sprachlos. Der Fachkräftemangel muss echt groß sein. Als ob es noch nicht genug Menschen gibt, die an ihr Smartphone gebunden/gefesselt/geklebt sind und unentwegt stumpfsinnig darauf starren oder hektisch (vermutlich belanglose) Nachrichten in die Welt oder an ihren Hund (m/w/d) schicken!

    Beim Bäcker bzw. in der Bahn kann man ohne Smartphone viel nebenbei “lernen“, in dem man zum Beispiel:

    Menschen beobachtet,
    anderen Menschen zuhört,
    anderen Menschen hilft oder sie um Hilfe fragt,
    mit dem Gegenüber ins Gespräch kommt,
    Preise und das Wechselgeld im Kopf berechnet,
    die Geschwindigkeit und die Beschleunigung erfährt,
    auf Geräusche achtet,
    die Landschaft und Architektur wahrnimmt,
    Kreuzworträtsel löst,
    über die Arbeitsbedingungen von Lokführern, Schaffnerinnen und Verkäuferinnen nachdenkt,
    in Ruhe die Zeitung liest,
    über sein Leben nachdenkt,
    Missstände feststellt,
    die deutsche Brotvielfalt zum Anlass nimmt, selber mal ein Brot zu backen,
    geduldig wartet,
    ein Buch liest (dass man für die Reise ausgewählt hat) oder
    zeichnet/häkelt/strickt/malt.


    Jede Möchtegern-Digitalexpertin sollte dringend das Dammer-Gutachten [1] lesen. Vielleicht hilft's. (Oder sollte man es ihnen alle um die Ohren hauen? War das jetzt eine Mikroaggression?)

    Es gibt übrigens noch eine Digitalexpertin: Doris Weßels, Wirtschaftsinformatikerin an der Fachhochschule Kiel. In den ARD-Tagesthemen [2] sagte sie neulich:

    "Wir müssen uns sozusagen anpassen an das, was da ist, und dürfen nicht in die analoge Zeit zurückfallen. … Das habe ich heute gelesen, dass australische Universitäten zu 'Pen & Paper' zurückgehen möchten. … Das würde ebend einen Rückschritt bedeuten in die analoge Zeit. Und wir im Bildungsbereich haben ja nun auch einen Bildungsanspruch. Das heißt, wir müssen Vorreiter sein. ..."

    In welche Richtung wir reiten: egal -- Hauptsache nach vorne.
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    [1] Schule intakt. 30.12.2022, https://schule.roentgen24.eu/2022/der-philologenverband-nrw-und-die-zweifel-an-der-digitalisierung/

    [2] ARD, Tagesthemen, 11.01.2023, ab Minute 22, https://youtu.be/-kJC6Yym4LA?t=1349

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    1. Die einzige Hoffnung, die ich habe, ist dass man am Ende alles zusammenkehrt und neu aufbaut. Dann nämlich, wenn die Wirtschaft Deutschlands so weit zerschlagen ist, dass der Staat anfangen muss, bei den Pensionen zu sparen.

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    2. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  2. Ich nutze Warteschlangen häufig zum Wiederholen von Inhalten, die ich auswendig lernen möchte, hauptsächlich Vokabeln. Das geht ziemlich gut mit der Open Source Space Rep. Learning Software Anki. Erarbeiten kann ich mir Inhalte in einer Warteschlage nicht, in der Bahn allerdings durchaus. Es wird zusätzlich die Fähigkeit trainiert Umgebungsgeräusche auszublenden.

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