Samstag, 16. Juli 2016

Und Eure Kinder werden nicht lesen noch zählen können

"Und Eure Kinder werden nicht lesen noch zählen können" ist der Titel eines bereits 2004 erschienenen Buchs von Marc LeBris . Dass die moderne Didaktik als universitäre Fächer "zum Kotzen" sind, spricht sich langsam auch in Deutschland herum. Inzwischen sitzen ja bereits Leute auf Lehrstühlen der Didaktik, die noch gar nie unterrichtet haben und dies in keinster Weise als Mangel begreifen.

Als Einstimmung für alle, die mit der französischen Sprache so ihre Probleme haben, die Übersetzung des Vorworts und eines Abschnitts des Klappentextes.



Ich habe 20 Jahre gebraucht, um mich von all den pädagogischen Theorien zu befreien, mit welchen die Kader des nationalen Bildungssystems  verhindert haben, dass ich meinem Beruf nachgehe. Ich schäme mich ein wenig für die ganze verlorene Zeit und den Mangel an Scharfsicht. Ich war ein junger fortschrittlicher Lehrer, ein Kämpfer für die aktive Pädagogik, überzeugt von der überlegenheit und der Klugheit der {\em natürlich} genannten Methode des Lesenlernens. Als ich 1977 von der Hochschule\footnote{\'Ecole Normale d'instituteurs.} abging, hatte ich vor allem Eines gelernt: meine Vorgänger, die {\em alten} Lehrer, waren mehr oder weniger unfähig, kleine etwas lächerliche  rückwärtsgewandte Hilfsarbeiter, die unermüdlich die Erde dort  bearbeiteten, wo sie niemals etwas hervorbringen würde und dabei die  produktiven Gebiete brach liegen ließen.

Aber die elementare Beobachtung der Realität entfernt einen von starren  Dogmen. Mein erste Lehrerkollegin, die mir zugeteilt wurde, war die Karikatur einer antiken Pädagogin mit ihren Diktaten, ihren auswendig zu lernenden Lektionen, ihrem lauten Lesenlassen -- laut lesen lassen? Eine Gotteslästerung! -- bis hin zu ihrer Manie, in der Klasse einen weißen Arbeitskittel zu tragen. Aber die besten  Schüler beim übergang an die weiterführenden Schulen waren ihre,  obwohl sie nicht über unsere Ausbildung verfügte.

Ich dagegen habe geglaubt, was man mir erzählt hat. Ich war ein überzeugter Normalien. Dank der Propaganda meiner Professoren habe ich den alten Lehrern vorgeworfen, weiterhin Diktate schreiben zu lassen, die doch nichts anderes als niedere ``normative Evaluationen'' seien. Ich war nett und habe alles gemacht, Gruppenarbeit, Motivationsaktivitäten, funktionale Grammatik, natürliches Lesen, moderne Mathematik, Animation, Selbstlernen,  Geschichte von Dingen, Durchlässigkeit, Kreativität, gelenkte Studien  \ldots nein, nein, das  ist wahr. Ich habe alles geglaubt und alles gemacht, was man mich glauben und machen gelehrt hatte, und dennoch erzielten die besten Ergebnisse die alten Lehrer, die es weiterhin  wagten, Diktate zu schreiben, das Lesen mit der Silbenmethode zu  unterrichten oder das kleine Einmaleins auswendig lernen zu lassen. Beim übergang an die weiterführenden Schüler waren ihre Schüler besser vorbereitet. Und meine, verhätschelt durch die modernen Methoden,  hatten ein schulisches Handicap, für das ich mich jetzt schäme. Scham? Vielleicht nicht wirklich -- denn wie eine ganze Reihe unter uns habe ich das Ziel korrigiert, die zu großen Löcher gestopft, habe mich bewegt und bin in verschiedene Richtungen gegangen. Und diese Arbeit hat mir erlaubt, eine komplette Drehung zu vollenden.

Heute habe ich die große Tour gemacht. Also habe ich ein Buch geschrieben, um die Eltern zu alarmieren, damit sie ihre Kinder retten und die Arbeit der Schule zu Hause nachholen. Die moderne Pädagogik dient nur mehr der Rechtfertigung, jeglichen Ehrgeiz aufzugeben, den wir  für unsere Kinder haben. Was uns bevorsteht ist eine wirkliche kulturelle Katastrophe.