Jugendreporter Gustav König von Funky meint, dass es auch ohne Mathe geht:
Warum das Fach vom Stundenplan gekürzt werden sollte.
Deutsch, das wird schon zu Beginn klar, ist nicht seine Stärke. Vom Stundenplan tilgen oder streichen geht, den Stundenplan kürzen geht auch, vom Stundenplan kürzen aber nicht.
Wer gedacht hätte, in den Geistes- oder Sozialwissenschaften der Welt der Zahlen und Gleichungen zu entkommen, wird spätestens in der ersten Statistik-Vorlesung merken, dass auch hier gerechnet werden muss.
Wer gedacht hat, ein Jugendreporter könne Deutsch . . . aber ich wiederhole mich.
Dass sich Abiturient*innen auch ohne den Druck der Benotung ,freiwillig mit einer „Bernoulli-Kette“ beschäftigen, ist schwerer vorstellbar als die Zahl „Zentillon“, die höchste, bekannte Zahl, die 10 zur 600sten Potenz erhoben bedeutet.
Offenbar hat er hier aus wikipedia abschreiben wollen. Dort heißt es:
„Die höchste benannte Zahl ist die Zentillion, die 10 zur 600sten Potenz erhoben bedeutet, also eine Eins mit 600 Nullen.“
Hätte er doch cut-and-paste benutzt. So hat er ein Komma eingefügt, wo keines hingehört, und aus der Zentillion ein Zentillon gemacht. Und er ist dämlich genug zu glauben, es gäbe eine größte bekannte Zahl.
Ist die „Polynomdivision“ oder die „Mitternachtsformel“ wirklich wichtig, um in der Carsharing-App das richtige Auto zu finden?
Ist die Bedienung einer Carsharing-App das, was sich Gustav König unter einem erfüllten Leben vorstellt? Braucht man dazu irgendein anderes Fach? Und wer braucht eigentlich Gustav König? Warum schaffen wir den nicht ab? Und Professor Prof. Weitz, der den Mathematikunterricht streichen will, gleich mit:
Man kann beweisen, dass man bestimmte Fragen nicht beantworten kann.
Kann ich auch. Die Frage nach der Anzahl der Buchstaben, die Goethe in seinem Leben geschrieben hat, lässt sich etwa nicht beantworten. Dazu braucht man Gödel nicht. Gödel braucht man, wenn man als Dödel was sagen will, was schlau klingt. Für Gustav König hat's jedenfalls gereicht.
Das Fach sollte auf das Wesentliche reduziert werden und es sollte viel mehr darum gehen, die Komplexität der Mathematik zu verstehen: Was bedeutet Unendlichkeit, warum lassen sich bestimmte Fragen nicht beantworten?
Klar. Wir reden mit Schülern, die den Zahlenraum bis 20 mäßig beherrschen, über die Bedeutung der Unendlichkeit - Reduktion auf das Wesentliche?. Wissen über die Unendlichkeit braucht man wahrscheinlich, wenn man eine Carsharing-App besitzt, die von deutschen Spezialisten geschrieben worden ist. Und wir klären, warum man manche Fragen nicht beantworten kann. Etwa die, warum Leute, die man, weil sie Mathematikprofessoren sind, erst einmal für schlau hält, jeden Zweifel an ihrer Beschränktheit beseitigen, indem sie Dinge reformieren wollen, von denen sie nicht den Hauch einer Ahnung haben.