Samstag, 23. Dezember 2023

Eine Insel mit zwei Bergen

In Lummerland sind seinerzeit die Züge pünktlich gefahren; heute steht das Buch unter Rassismusverdacht und die Bahn hat ungefähr so viele Lokführer auf dem Dienstplan wie seinerzeit ganz Lummerland. 

Von den letzten vier Zügen, auf die ich angewiesen war (meist bevorzuge ich Busse), sind drei ausgefallen, davon zwei nachts um 12:00 h, also die letzten. Gründe dafür gibt es viele: der erste fiel, wie mir zwei Bahnmitarbeiter versicherten, wegen Schienenbruchs aus; bis morgen früh um 5:00 h sei das aber repariert. Vermutlich hat die Bahn ein paar Italiener eingeflogen, die nachts um 1:00 h die Schienen mit Taschenlampen nach dem Schienenbruch absuchten und die neuen Gleise, die per Hubschrauber geliefert worden sind, auch gleich verlegt haben. In Lummerland wäre das wohl so gelaufen. Der zweite fiel wegen eingeschränkter Verfügbarkeit der Gleise aus; die Gleise lagen aber dort, wo sie immer lagen, und sie waren um diese Uhrzeit uneingeschränkt verfügbar. Ich vermute, dass die Verantwortlichen auf ihrem Handy eine Liste mit möglichen Gründen haben und bei Bedarf irgendeinen anklicken. Der dritte Zug fiel gar nicht aus; er war im Netz mit 10 min Verspätung angekündigt; auf der Anzeige im Bahnhof waren es 5 Minuten Verspätung. Diese Anzeige verschwindet, wie ich aus Erfahrung weiß, 10 min nach der geplanten Abfahrt. An 20:11h gab es also gar keine Hinweise mehr, ob der 20:01h-Zug verspätet fährt oder gar nicht. Um 20:20h bin ich heim und habe dort gelesen, dass es um 20:25h gefahren ist. Inzwischen fahre ich nachts wieder mit dem Auto, trotz Deutschlandticket.

In der Ukraine fahren die Züge allem Anschein nach pünktlich; dort wird auch die Geschichte erzählt, dass Bahnmitarbeiter nach einem Raketentreffer auf den letzten Waggon diesen abgehängt haben, weitergefahren und fast pünktlich angekommen sind.

In Deutschland läuft das Unternehmen DB so gut, dass die Manager Boni in Millionenhöhe bekommen. Und zwar wegen übererfüllter Ziele. Nicht übererfüllt wurde die Pünktlichkeitsrate, die inzwischen 52 % erreicht hat. Boni gab es wegen Übererfüllung der angestrebten der Erhöhung der Frauenquote im Vorstand. Mit anderen Worten: Während man Frauen in die Vorstände gehievt hat, ist die Pünktlichkeitsquote auf 52 % gefallen, und für diese Leistung kriegen die verantwortlichen Manager jetzt Millionenboni. Sauber. Warum man es mit der Frauenquote bei den Lokführern nicht so eng sieht (die steht derzeit bei 5,1%) ist mir nicht ganz klar. 

Die Schweiz ist auch nicht amüsiert, dass die DB ihnen den Fahrplan ruiniert. Die Hälfte aller Züge komme nicht pünktlich an der Grenze an, deswegen, so die BILD, biete die "Schweiz den hoch bezahlten Managern der Deutschen Bahn ihren Rat an. Unterdessen stehen an der Schweizer Grenze Schweizer Züge bereit, die immer dann eingesetzt werden, wenn die Züge der DB mehr als 10 min Verspätung haben.