Montag, 15. Januar 2024

Ein N-Wort mit Gazelle zagt im Regen nie

Was es nicht alles gibt. Da fragt jemand auf reddit nach Literatur zur Geschichte der algebraischen Zahlentheorie, jemand nennt meinen Namen, und dann kommt ein gewisser hobo-stew und meint:

I‘d stay away from that guy. Here is one of his blog posts: http://schule-mathematik.blogspot.com/2023/04/neger.html?m=1

The title is n-word and the text is (translated): "It just needed to be said"

Maybe his historical stuff is good, but it‘s best to not give people like that attention.

Das ist ja nun ein großartiges Argument. Ich habe das Wort "Neger" auf einer Webseite gepostet und bin deswegen Rassist. Ich nehme an, das Gleiche gilt dann für die Duden-Redaktion, die Redaktion der Zeit oder der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, auf deren Webseiten das Wort Neger ebenfalls auftaucht. Wobei die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus wohl nichts besseres zu tun hat als zu recherchieren, welche Wörter man denn aus irgendwelchen Gründen als nächste verbieten kann; dazu gehören Ungeziefer, Winkeladvokat, Türken, Terrorist, Terrorismus und Schreibtischtäter. Letzteres kann ich nachvollziehen. Seltsam, dass die schlimmen Wörter alle hinten im Alphabet stehen. Das Götz-Zitat darf also noch ein wenig bleiben.

Glauben diese Leute wirklich, dass man Rassismus bekämpft, indem man den Wortschatz verbietet, den man braucht, um darüber zu reden? Dass man aus dem Negerkönig in Pippi Langstrumpf einen Südseekönig macht: Geschenkt. Ich kann es nicht aber nachvollziehen, wenn man nachträglich die Reden Martin Luther Kings umschreibt: das ist Geschichtsfälschung. Und man kann den Nigger auch nicht aus Mark Twain streichen, weil die Beleidigung damals so geheißen hat und eben kein Redneck zu einem Schwarzen "Scheiß N-Wort" gesagt hat. Vor allem weil es eben zwei N-Worte gibt und Neger und Nigger nun einmal alles andere als deckungsgleich sind.

Und wenn man Neger streicht, wo ist dann die Grenze? Schwule, Sklaven, Juden - mit welchen Wörtern hat man nie versucht, andere herabzusetzen? Was ist mit Niger, Nigeria oder Mauretanien? "Schwarze" ist auch schon nicht mehr salonfähig, und der Duden schlägt allen Ernstes vor, stattdessen Person of Color zu sagen. So kann man die eigene Sprache natürlich auch abschaffen.

Und dann kommt hobo-stew (Landstreicher-Eintopf) mit dem daher:

 The word "neger" is generally understood to be racist and derogatory by the vast majority of Germans.

Dazu wäre zum Einen zu sagen, dass ich niemanden einen Neger genannt habe. Zum Andern hätte ich bei vast majority noch ein wenig Zweifel, aber mit Butter bei die Fische hat es hobo-stew nicht so. Dass die 40 % Thüringer und Sachsen, die demnächst die AfD wählen wollen, hier nicht mitgerechnet sind, ist mir egal. Vast majority geht trotzdem anders. Tatsächlich schreibt die Zeit 2015, dass 50 % für und 48 % gegen die Streichung des Negerkönigs seien, jedenfalls wenn man der Bild glaubt. Das sind auch keine vast majorities. Und selbst wenn es 90 % wären, die so dächten wie der Landstreichereintopf: Wieso soll man sich von Leuten, die anderer Meinung sind, fernhalten? Und ist "people like that" nicht auch herabsetzend gemeint? 

Soviel Dummheit in einem einzigen Hirn ist eine Leistung. Chapeau!

Zum Abschluss ein Fredl Fesl für meine fünf Leser mit Humor:

 

Und der König des politisch inkorrekten Kabaretts, Rolf Miller:

 

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