Mittwoch, 10. Mai 2017

Mathe-Abi 2017 BW: Hafer- und Bananenblues

Warum das Abitur in BW Staatsgeheimnis ist, bis die Korrektur vorbei ist, weiß ich nicht. In skandinavischen Ländern stehen die Abituraufgaben am nächsten Tag in der Tageszeitung, Bayern setzt sie am darauffolgenden Tag ins Netz, und in BW muss man Angst haben, ins Gefängnis zu kommen, wenn man die Lösungen veröffentlicht, bevor die Einspruchsfristen verjährt sind. Noch schlimmer ist es, glaube ich, nur noch in Hessen, wo man für einen Satz alter Abiaufgaben dem Ministerium Hunderte von Euro bezahlen muss.

Weil ich auch nicht gerne mit einem Fuß im Knast stehe, muss ich also Vorsicht walten lassen und stelle eine Frage, wie sie dieses Jahr im Abitur nicht dran war: Haben die Affen auf den folgenden Bildern eine Banane?




Nun kann man  bei allen drei Bildern sicherlich mit "Ja" antworten. Das Äffle hat eine Banane, der Schimpanse hat eine in der rechten und mindestens vier in der linken Hand, und der letzte hat sogar ganz viele.

Andererseits könnte man auch alle drei Fragen mit "Nein" beantworten, denn die Banane vom Äffle ist keine richtige, der Schimpanse hat mehr als eine, und im dritten Bild sieht es eher so aus, als hätten die Bananen einen Affen und nicht umgekehrt.

Wenn man so eine Aufgabe im Abitur stellt, muss man also präzisieren, was mit "Banane" und was mit "eine" gemeint ist.

Um die Sache etwas mathematischer zu machen: Die Antwort auf die Frage "Hat die Funktion f(x) = x2 - 1 eine Nullstelle?" hängt davon ab, ob man das Wort "eine" oder das Wort "Nullstelle" betont. Im ersten Fall lautet die Antwort Nein, weil die Funktion nicht eine, sondern zwei Nullstellen hat, im zweiten ist die Antwort "Ja" richtig. Wenn man also so eine Frage im Abitur stellt, dann muss man sie entweder vorlesen, oder man muss fragen, ob f genau eine Nullstelle oder mindestens eine Nullstelle hat. Dann hat die Frage eine eindeutige Antwort, egal wie man sie liest.

Wenn nun eine ganz ähnliche Frage in BW im Abitur steht, die von erfahrenen Lehrern erstellt und geprüft, im IQB noch einmal bearbeitet und dann aus dem Pool entnommen worden ist, dann fragt man sich schon, warum diese Zweideutigkeit keiner der Experten gesehen hat.

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