Freitag, 25. Oktober 2019

Fridays for Hubraum

Wir Deutsche, das wird man ja wohl noch sagen dürfen, haben bisweilen wirklich einen an der Waffel. Halb Deutschland regt sich auf, wenn 1000 Schüler wegen einer Klima-Demo die Schule schwänzen; man könnte fast meinen, diese Hälfte wäre nie selbst auf die Schule gegangen. Ich jedenfalls habe hin und wieder die Schule wegen ganz anderer Sachen geschwänzt. Dieselbe Hälfte hält die Klimadiskussion ohnehin für linksgrünversifftes Geschwafel und macht bei "Fridays for Hubraum" mit. VW & Co. bescheißen beim Diesel, zahlen den US-Käufern Milliarden und den Deutschen keinen Cent; zum Ausgleich verkaufen sie jetzt so viele Autos wie nie zuvor. Die Politik schiebt den schwarzen Peter den Dieselfahrern zu, deren Kisten 5 - 6 Liter auf 100 km fressen, während die Diskussion über SUVs gar nicht stattfindet - jedenfalls nicht hierzulande; wohl dem, der den Guardian liest.

Dabei ist die VW-Methode natürlich nicht von VW patentiert: Auch Monsanto-Bayer hat eine Pille verkauft, von der sie wussten, dass sie gefährlich ist, es aber wohlweislich verschwiegen haben. In den USA haben sie, bevor es zu Prozessen kam, den Geschädigten 2,1 Milliarden $ bezahlt, in Deutschland führen sie Prozesse gegen einzelne Frauen und weigern sich, auch nur einen Cent Entschädigung zu zahlen. Denn wenn die  Pille amerikanischen Frauen geschadet hat, heißt das noch lange nicht, dass das auch bei detuschen Frauen passieren kann. Und diese Pille wird immer noch verschrieben - solange Verbrecherfirmen hierzulande keine Zahlungen zu fürchten haben, weil sie von der Politik geschützt werden, ist Geld verdienen wichtiger als ein Paar tote Frauen.

"Wirtschaft fordert mehr Gentechnik im Essen", lautete die Schlagzeile in vielen Tageszeitungen gestern. Ich weiß, dass Gentechnik nicht gleich Gentechnik ist, aber ich hätte gern das Recht, das zu essen, was ich will - das hatte ich früher nämlich auch. Guido Bohsem, Kommentator der Schwäbischen Post, ist anderer Meinung: wir Deutschen, so meint er, sollen gentechnische
Erzeugnisse fressen, um Arbeitsplätze zu sichern. Ich sag's mal so: früher waren manche Kommentatoren zwar arg weit rechts, aber sie hatten noch einen IQ über 100.

A propos Essen was ich will: ich war dieses Jahr in Frankreich und habe dort etwas getrunken, das es in Deutschland seit gefühlt 20 Jahren nicht mehr gibt: Milch. Richtige Milch. Eine, die nach 3 Tagen sauer wird. In Supermärkten der Bretagne habe ich gesucht, was es hierzulande in jedem Discounter gibt: Knoblauch aus China, Tomaten aus Ägypten, Zwiebeln aus Neuseeland. Ich habe davon nichts gefunden. Knoblauch war aus Frankreich, Tomaten waren aus Frankreich, Zwiebeln waren aus Frankreich. Und dann habe ich mich gefragt, warum man auf Frankreichs Autobahnen Autofahren kann, ohne dass man vorn, hinten, links und rechts von LKWs eingekeilt ist wie hierzulande. Dafür wird es viele Gründe geben;  aber einer  ist sicherlich, dass man den Billigfraß aus China, Ägypten und Neuseeland nicht per LKW in jeden Discounter in jedem Kuhnest karren muss.

Als ich mich vor drei Wochen mal in einen Norma verirrt hatte, hat die Frau hinter mir Birnen gekauft. Im Oktober, Aus Spanien. It takes two to tango: Damit man in Oktober in Deutschland Birnen aus Spanien kaufen kann, muss es einen bescheuerten Discounter gegen, der im Oktober Birnen aus Spanien einkauft. Und es muss bescheuerte Käufer geben, die im Oktober Birnen aus Spanien in ihren Einkaufswagen legen. Wenigstens war die Käuferin nicht deutsch - Deppen gibt es auch nichtdeutsche. Und vielleicht wollte die Frau mit Migrationshintergrund ja auch nur Birnen mit Migrationshintergrund essen.

Wohl bekomms.


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