Ich hab mich jetzt etwas über das marokkanische Abitur schlau gemacht. Marokko hat etwa halb so viele Einwohner wie Deutschland und etwa halb so viele Abiturienten; weil die Bevölkerungspyramide dort ganz anders aussehen dürfte als hier, darf man daraus nicht schließen, dass die Abiturientenquote wie hierzulande etwa 40 % beträgt; die wirkliche Zahl dürfte deutlich darunter liegen. Außerdem wählt man in den letzten beiden Jahren eine Fachrichtung aus: entweder Literatur oder Naturwissenschaften oder Mathematik. Über den Daumen gepeilt dürften also weniger als 10 % eines Jahrgangs das Mathe-Abitur dort schreiben.
Ansonsten ist die Durchfallquote im Abitur etwa ein Drittel - wer sich nicht anstrengt, ist weg. Man vergleiche das mit unserem glorreichen Bildungssystem, wo man bis in die K1 hochgehievt wird und man dann, wenn klar ist, dass man das bisschen Abi nicht schafft, die Fachhochschulreife ausgehändigt bekommt, ohne auch nur einmal in seinem Leben eine Prüfung absolviert zu haben.
Und noch eins: Das marokkanische Abitur wird in Deutschland als Realschulabschluss anerkannt. Immerhin.
Bevor nun die große Marokko-Begeisterung ausbricht, sollte man auch die Schattenseiten des ganzen Systems nicht vergessen:
AntwortenLöschenhttps://www.maroczone.de/forums/index.php?/topic/17885-wer-von-euch-ist-in-marokko-zur-schule-gegangen/
Auch dies hier (auf deutsch) erweckt kein Vertrauen:
https://viajes360marruecos.com/blog/de/las-escuelas-coranicas-de-marruecos/
Offenbar bilden die Abiturienten eine schmale Elite einer gewissen (städtischen) Oberschicht, und in dieser Weise könnte man natürlich auch in Deutschland die Ansprüche bei den Aufgaben anheben.
Man kann ja nicht wirklich so tun als gäbe es zwischen dem, was wir machen, und dem, was man in Asien oder Nordafrika macht, keine Alternativen.
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