Dienstag, 10. Oktober 2023

Fachkräftemangel

Seit Beginn des Schuljahres benutze ich neben Fahrrad und meinen Beinen hin und wieder die öffentlichen Verkehrsmittel, also Bus und Bahn, und lasse mein Auto stehen, auch wenn mich das Zeit kostet. Was die Bahn sich im letzten Monat alles geleistet hat, stellt die Katastrophe beim 9-Euro-Ticket in den Schatten. Dass das Landvolk mit seinen 49 Euro die Versorgung durch öffentliche Verkehrsmittel in den Städten und Ballungszentren bezahlt, ärgert mich nicht wenig; bei uns fährt alle 2 Stunden ein Zug, wenn er denn fährt.

Schon meine erste Reise nach Heidelberg mit dem Deutschlandticket war nach 10 km zu Ende. Die Verspätung meines Anschlusszugs in Crailsheim wurde alle 10 Minuten geändert, und letztendlich haben wir 2 Minuten vor dem Einsteigen erfahren, dass der Zug, der mit 35 min Verspätung angekommen war, nicht bis nach Heilbronn, sondern nur nach Öhringen fahre. Das wollte ich mir dann doch nicht antun.

Die Züge morgens um 8:00 fallen mit schöner Regelmäßigkeit wegen unvorhergesehener Erkrankung 10 min vor der Abfahrt aus. Auch die Heimfahrt um 14:00 ist mir wegen "Reparaturen" schon ausgefallen. Die Fahrt nach Stuttgart mit Klasse 9 fiel ins Wasser, weil der 8:00-Zug nicht fuhr.

Die ganz großartigen Leistungen erfährt man aber erst, wenn man sich ein bisschen umhört. Der Bahnhof Goldshöfe ist Schnittpunkt der Bahnlinien zwischen Aalen-Bopfingen und Aalen-Ellwangen; außer einem alten Bahnhofsgebäude gibt es da nichts. Keine Informationen, keine Toilette, einfach gar nichts. Wie man hört, hat ein Zug nach Aalen beim Halt in Goldshöfe den Fahrgästen erklärt, dass sie jetzt aussteigen müssen; dann ist er weitergefahren, wohin auch immer. Informationen gab es keine; entweder hat man ein Handy und lässt sich abholen,  oder man hat keines und schlägt sich 3 km bis zur nächsten Ortschaft durch, wo man jemanden um Hilfe bitten kann. 

Die andere Großleistung war das Fällen eines Baums entlang der Bahnlinien letzte Woche. Der Regionalzug fährt alle 2 Stunden. Also wartet man mit dem Baumfällen am besten, bis um 17:55 der Zug aus Ellwangen kommt. Dann sichert man den Baum nicht und sägt ihn so ab, dass er in den fahrenden Zug fällt. Den Fahrgästen erklärt man, dass sie den Zug nicht verlassen und die 800 m bis zum Bahnhof Jagstzell zu Fuß zurücklegen dürfen, sondern hält sie 3 h im Abteil, bis man die Feuerwehr und einen Ersatzbus organisiert hat. Die nächsten 2 Tage ist dann gar keine Bahn mehr gefahren.

Gut - zuerst hatten sie kein Glück, und dann kam noch Pech dazu. Aber hier auf dem Land ist die Bahn ein Witz. Und ich sehe mit Staunen, was bei der Bahn inzwischen als Fachkraft gilt. Insbesondere was das Fällen von Bäumen angeht.

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